Pfahlbautenmuseum am Ledrosee: Das Museo della Palafitte ist die Hauptattaktion am See (Bild: isaac74, 123rf). Die Ausgrabungsstätten am Ufer des Lago di Ledro wurden ab 1929 erforscht, aber für Jahrzehnte bis hinein in die sechziger Jahren aufgegeben und geplündert: Es gab zahlreiche und fortwährende Diebstähle und Schäden durch selbst ernannte „Archäologen“, die nicht fachgerecht und ohne Erlaubnis Grabungen vornahmen.
Dank eines vom Aufsichtsamt Padua, das damals für das Ledro-Gebiet zuständig war, eingerichteten Überwachungsdienstes sowie des Eingreifens des Museo Tridentino di Scienze Naturali in Trient wurde dieser Zustand beendet, und die Grabungsgebiete konnten wieder ihre alte Bedeutung erlangen.
Über drei Phasen (1961, 1965 und 1967) zogen sich die neuen Ausgrabungen, die eine ungeheure Menge an Material zutage förderten. Zur Aufbewahrung und Präsentation dieser Fundstücke wurde damals ein Museum im Tal eingerichtet. Dessen Aufgabe ist es, einen Überblick über den kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Kontext zu liefern, in dem die am Seeufer entlang heute noch zu besichtigenden Überreste der Pfahlbauten anzusiedeln sind. Der Bau des Museumsgebäudes dauerte von 1968 bis 1972.
Das Pfahlbautenmuseum am Ledrosee
Das Bauwerk wurde vollkommen aus Holz errichtet und verfügt über große Fensterflächen, sodass es sich nahtlos in die Umgebung fügt und keine visuelle Barriere zwischen Fundstücken und Ausgrabungsbereich darstellt. In der Mitte des einzigen Museumsraums befindet sich ein Einbaum aus dem Stamm einer riesigen Kiefer, der 4,5 m lang und 0,75 m breit ist. In den Vitrinen sind zahlreiche Gegenstände aus Keramik in dunkler, bräunlicher oder rötlicher Farbe zu sehen, darunter insbesondere die großen stumpfkegelförmigen Krüge für Lebensmittelvorräte oder die Pokale und Tassen, die glücklicherweise oft intakt gefunden wurden. Interessant sind unter den Terrakotta-Gegenständen die sogenannten enigmatischen Stücke: Es handelt sich um rechteckige Segmente mit vor dem Brennen eingravierten Punktierungen oder Linien, deren Verwendungszweck nicht bekannt ist. Umfassende Rückschlüsse können auch auf die Ernährungsgewohnheiten gezogen werden, und zwar dank zahlreicher Reste von Haus- oder Wildtieren, pflanzlicher Masse oder Ablagerungen auf dem Boden der Gefäße.
Was zeigt das Pfahlbautenmuseum?
Eine Reihe ziemlich unterschiedlicher Gegenstände wurde aus Bronze gefertigt: Äxte, Stoßwaffen mit dreieckiger Spitze, Anstecknadeln und Kronen, die wie Diademe als Kopfschmuck verwendet wurden. Von diesen wurden unerwarteterweise gleich vier Stück gefunden. Im Museum ist ein fein mit eleganten geometrischen Gravierungen gearbeitetes Exemplar ausgestellt, das nach außen gebogene T-Enden aufweist. Zu sehen sind außerdem Geräte aus Holz, Knochen und Horn.Im Ausstellungsraum können Sie auch die fotografische Reproduktion eines interessanten Fundstücks aus Stoff bewundern: Es handelt sich um ein Leinenband, das zusammengefaltet und aufgewickelt gefunden wurde und an beiden Enden ein besonderes Rautenmuster aufweist. Nicht vergessen werden darf auch die große Anzahl an Bernsteinfragmenten, die wahrscheinlich eine Kette bildeten. Weitere Funde der Ausgrabungen in Ledro befinden sich in der archäologischen Abteilung des Museums des Castello del Buonconsiglio und im Muse in Trento.
Vervollständigt wird das Pfahlbautenmuseum im am Seeufer gelegenen Außenbereich durch die Rekonstruktion eines Pfahlbaus. Ein Modell, das nicht wissenschaftlich belegt ist, da bisher kein Fundstück Angaben über Details der Behausungen lieferte. Es ist vielmehr als Hilfsmittel zu verstehen, das dem Betrachter einen visuellen Eindruck von dieser außerordentlichen archäologischen Entdeckung verschaffen soll.
Das Pfalbautenmuseum:
Via al Lago – Molina di Ledro
tel. (+39) 0464 508182
www.palafitteledro.it
Öffnungszeiten:
März bis Juni/ September bis November: 9.00 bis 17.00 Uhr; täglich außer montags.
Juli bis August: 10.00 bis 18.00 Uhr; täglich.
Preise:
€ 3,50
€ 2,50 ermäßigt
€ 7,00 Familie
Weitere Infos unter: www.palafitteledro.it; (Text von www.vallediledro.com)
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